13.04.2024
Geknickt
Sightseeing in Novo Mesto
Novo Mesto heißt auf deutsch Neue Stadt, was so nicht ganz stimmt, immerhin ist die Stadt von 1135, folgerichtig liegt mein Hotel in der Altstadt von Neue Stadt, das ist fast wie "höchster Berg von Niederösterreich". Andererseits warum auch nicht? Altstädte gibt es ja auch in anderen Neustädten (z.B. in Wiener Neustadt, das noch dazu gar nicht zu Wien gehört und insofern ein komplettes Täuschungsmanöver ist) und umgekehrt gibt es ja auch z.B. in Altötting durchaus Neubaugebiete.
Apropos Wien: zum allerersten Wiener Bischof wurde fünfzehnhundertirgendwas der Dekan von Novo Mesto berufen. Das kann aber damals kein besonders wichtiger Posten gewesen sein, weil er neben dem Bischofsamt in der Hauptstadt auch weiterhin Dekan in Novo Mesto blieb (und ein schnelles Hin- und Herpendeln ging ja damals noch nicht, schon allein, weil das Fahrrad noch nicht erfunden war…). An dieser Stelle ein schöner Gruß zurück nach Wien!
2006 wurde Novo Mesto dann selbst zum Bistum. Die dadurch zur Kathedrale beförderte Kirche besitzt schon lange ein Altarbild von Tintoretto und fällt mit einer geknickten Längsachse auf, was sich anlässlich einer Verlängerung des Kirchenschiffs aufgrund der Form des Kirchbergs seinerzeit nicht anders machen ließ. Der Kirchberg ist der höchste Punkt der Altstadt, die auf dem Hügel in besagter Gurk-Schleife liegt.
Auf dem Großen Platz findet einiges Markttreiben statt. Wieder ist auffällig, wie viele Leute in den vielen Cafés und dem einen Restaurant sitzen. Und wie gut die Angestellten Deutsch und Englisch sprechen (obwohl unterwegs die Verständigung erneut reichlich schwierig war). Ich teste meine inzwischen entwickelte These bei einem Kellner im Restaurant mit ein paar zunächst unverfänglichen Fragen und in der Tat: die Arbeitsplätze in den Städten sind (wie so oft) besser bezahlt, setzen aber Fremdsprachenkenntnisse voraus. Dadurch werden auch sehr viele Arbeitskräfte aus dem ländlichen Umfeld angezogen, wenn sie denn eine oder mehrere Fremdsprachen beherrschen. "Auf dem Land" bleiben fast nur noch Leute übrig, die diese Sprachkenntnisse eben nicht haben. Schon verblüffend, wie heftig der Effekt und wie trennscharf das Ergebnis ist. Der erste oder letzte Stop in einer Stadt ist völlig problemlos, auf der anderen Seite des Ortseingangsschilds sind andere Sprachen kaum verfügbar.
Am unteren Ende des Großen Platzes schließt sich die angeblich spektakuläre Brücke über die Gurk an, die aber m.E. nicht mit der in Laufen über die Salzach mithalten kann. Aber es ist ja auch nur eine kleine Stadt. Und deshalb geht es morgen weiter.