10.04.2024
Ein eher mäßiges Vergnügen, dafür aber schön lang…
Varaždin-Lepoglava-Zabok-Zaprešić-Zagreb
Nach zwei Tagen in Varaždin breche ich auf nach Zagreb. Es sind ein paar größere Anstiege und immerhin 75 km zu bewältigen und es ist weiterhin schwer warm, mal sehen, ob das an einem Tag klappt…
Kaum richtig aus der Stadt raus, sieht es dafür extrem schlecht aus: mal wieder eine Straße, die für Fahrräder verboten ist. Warum steht das eigentlich nicht schon ein bisschen vorher auf den Wegweisern? Wenn eine Strecke eine Autobahn ist, kann man das den Wegweisern ja auch entnehmen. Aber das eigentliche Problem ist, dass es zu wenige Radrouten und praktisch keine Wegweiser für Radfahrer gibt (wobei natürlich Ziele in 70km Entfernung auch bei uns nur selten ausgeschildert sind).
Wieder gibt es kaum Alternativen, diesmal allerdings der Topografie geschuldet: der Plan war am linken Rand des querliegenden Gebirgszugs durchzuflutschen, 5 km weiter links kommt die Autobahn, die nächstschlechtere Alternative ist die "Nationale Fahrradroute 2", die 35 km mehr bedeutet, auweia. Aber wenn man dort nicht fahren darf, dann kann ich‘s auch nicht ändern.
Also los, am Gebirgszug entlang nach Westen, im steten Auf und Ab nach Lepoglava. Dort geht es dann an einem kleinen Fluss entlang zu einem Pass im Gebirgszug hoch. Klingt irgendwie ok, ist aber wenig attraktiv: es geht an mehreren Steinbrüchen vorbei, ständig brausen entsprechende Muldenkipper die enge Landstraße hoch bzw. runter, es staubt "wia d'Sau". Immerhin steht nirgends ein Verbotsschild, aber einen Radweg hat dieses Tal seit dem Urknall noch nicht gesehen, noch nicht mal einen Wegweiser. Ob es damit überhaupt zur Radroute qualifiziert ist? Fraglich, aber es hilft ja nichts. Am Ende wird es locker 15% steil, sodass sich (für mich) die Frage ohnehin erübrigt.
An der kleinen Passhöhe geht der Blick zu einem Sendemasten auf einem weiteren querliegenden Gebirgszug, der sich als Sljeme herausstellt, der „Hausberg“ Zagrebs, das genau hinter diesem Berg liegt. Einziges Problem: der Berg ist noch in weiter Ferne, bis Zagreb sind es noch 65 km.
Logischerweise geht es auf der anderen Passseite bergab, das hilft, den ersten Schock zu überwinden, aber es zieht sich. Immer wieder muss ich der Verlockung der direkteren und vermutlich flacheren Route im Talgrund widerstehen, aber nach einigen Stunden mit nur einer kleinen Pause in einem netten Bistro komme ich nach Zaprešić, der westlichen Vorstadt von Zagreb.
Inzwischen ist es fast dunkel, aber die letzten 18 km will ich jetzt auch noch schaffen, damit ich mir morgen die Stadt ansehen kann. Es sind sehr blöde 18 km, über autobahnzubringerähnliche Landstraßen, große Ausfallstraßen, ein Begleitweg, der sich sehr allmählich von "entspannt ausreichend breit" zu "für ein Fahrrad definitiv zu schmal" verengt, unklare Fußgänger- und Radwegbeschilderungen, diverse Wohnstraßen, Schleichwege um Sportplätze und über Firmengelände und viel Asphalt, der dem Fahrrad (und seinem Besitzer) ordentliche Schmerzen zufügt.
Ein Highlight ist es eindeutig nicht, aber schlussendlich lande ich auf dem belebten zentralen Jelačića-Platz und 500m weiter in meinem Hotel. Für heute ist nach 111 Kilometern Schicht im Schacht.