03.03.2022
Einen ganzen Tag lang schwungvoller Gegenwind
Bozen liegt ja eigentlich nicht an der Etsch, sondern am Eisack, dem Fluss, der aus Richtung Brennerpass kommt und auch eigentlich mehr Wasser führt als die Etsch, aber die Etsch ist länger und manchmal ist das ohnehin alles egal, ein Name hat sich halt vor Urzeiten irgendwie durchgesetzt.
Interessanterweise vereinigen sich die beiden Flüsse nicht sobald sie es könnten, sondern fließen noch 4 km nebeneinander her - nur wenige Meter voneinander getrennt - wenn da mal nicht der Mensch seine Finger im Spiel hatte...
Mir soll es recht sein, über den schmalen Streifen und später über den Etschdeich verläuft ein guter Radweg und es könnte zügig dahin gehen. Tut es aber nicht, weil ein kräftiger Wind aus Süden das Etschtal hochkommt, der stark bremst und außerdem auch noch kalt ist - obwohl die Sonne scheint.
Ein Nachteil an der Lage des Radwegs auf dem Deich ist seine Windexponiertheit, ein anderer ist, dass er nicht durch Ortschaften kommt, noch nicht mal bei einer erneuten Umleitung, die mal wieder der Radler selbst herausfinden muss. Somit gibt es keine Getränke unterwegs und auch keinen Mittagssnack - wäre beim erhöhten Energieverbrauch eigentlich hilfreich. Also mache ich in Salorno einen Abstecher in den Ort, allerdings auch nur mit minimalem Erfolg: der Ort ist komplett geschlossen, von einem versteckten Bistro abgesehen, wo ich das letzte Glas Wasser frizzante ergattere und ein Stück Torte mit Marmelade. Super!
Der Radweg ist viel befahren, insbesondere von sehr ambitionierten Rennradfahrern, die die Strecke in- und auswendig kennen - klar, Abweichungen nach rechts und links wären im schmalen und steil eingeschnittenen Tal dramatisch anstrengender (wenn überhaupt vorhanden). Aber ihre Geschwindigkeiten sind schon beeindruckend (andererseits auf Karbonrädern für jenseits der 8.000 Euro könnte man das ja eigentlich sogar ohne eigene Fitness schon fast erwarten...).
Kurz drauf komme ich dann doch noch an einem sog. Bici-Grill vorbei und kann nochmal auftanken, was sich als nötiger erweisen wird als gedacht. Obwohl der Wind schon den ganzen Tag gebremst und genervt hat, legt er im Lauf des Nachmittags nochmal deutlich zu. Ich nutze die „Rhythmus-Taktik“ von den hohen Bergen in Abwandlung: 5 km Fahren - 5 Minuten Pause - 5 km Fahren usw. Auf den letzten 20 km vor dem Tagesziel in Trento wird es so böig, dass ich mehrfach hart gegensteuern muss, um nicht vom Deich gedrückt zu werden. Für heute reicht’s dann wirklich langsam. Aber in Trento werde ich auch noch Zeuge eines Auffahrunfalls und friere ein bisschen vor mich hin, bis die beiden Beteiligten so weit sind, meine Email-Adresse zu notieren. Wahrscheinlich werde ich nicht gebraucht, aber man weiß ja nie...
In Trento habe ich ein Zimmer gebucht, für das mir der Vermieter empfiehlt, das Fahrrad mit hinein zu nehmen, weil der Fahrradkeller immer mal wieder unseriösen Besuch bekomme. Sehr fair und das Zimmer ist ohnehin groß genug dafür. Noch einen kurzen Abendsnack eingekauft, geduscht und ab in die Koje.
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