02.05.2022
So muss ein Radtourentag sein
So macht ein Radtourentag Spaß! Das Wetter ist deutlich besser als vorhergesagt, genaugenommen sogar perfekt: schön und trocken, aber nicht zu warm. Schnell baue ich das Zelt ab und packe alles zusammen und auf geht‘s in die älteste Stadt der Schweiz zum Speed-Sightseeing. Es gibt verblüffend viele kleine Plätze, die die Stadt aufweist. Die Kathedrale ist eher übersichtlich, das bischöfliche Schloss dagegen um so raumgreifender insbesondere - bei allem Respekt - in Relation zur Größe der Stadt. Das wird aber vom Prachtbau der Direktion der Rhätischen Bahn noch locker getoppt. Der ansonsten sehr angemessene Graubündner Regierungssitz dagegen fällt eigentlich nur mit seiner Riesen-Blutbuche auf.
Aber dann wird‘s Zeit, auf die Strecke zu kommen. Meist ist der Radweg aus feinstem Schweizer Asphalt - absolut rollwiderstandsminimiert, streckenweise doch Waldwege mit etwas zuviel Splitt, was bei mir normalerweise durchfallen würde, aber dafür mit wirklich feiner Routenführung durch schattigen, dichtgrünen Wald und immer nur mal für einen Kilometer (oder so).
Kurz hinter der Stadt überholt mich ein anderer Radler, der unterwegs nach Dortmund ist, es allerdings deutlich eiliger hat als ich. Für ein kurzes Gespräch nebeneinander auf dem breiten Radweg radelnd hat er trotzdem Zeit - ein sehr sympathischer Zeitgenosse.
Der Rhein, von Reichenau bis zum Bodensee Alpenrhein genannt, ist inzwischen zum richtigen Fluss herangewachsen, allerdings ist er seit Chur und dem dortigen Zufluss der sehr sedimentreichen Plessur nicht mehr klar, sondern recht milchig geworden.
Gegen 11 Uhr kommt auch hier Gegenwind auf, aber halt kompensiert durch „Rückenwind“ durch den voll optimierten Untergrund, und der Blick rundum entschädigt auch noch, weil hier ja doch eine ganze Reihe „alter Bekannter“ herumstehen: Haldensteiner Calanda, Stätzerhorn, Schesaplana, der Alvier (… der oft noch lange im Jahr in Teilen weiß (!) verschneit ist), die sieben Churfürsten (über dem Walensee) u.v.a.m.
Es geht im gestreckten Galopp an Bad Ragaz vorbei und kurz vor Sargans rechts ab (natürlich dem Fluss folgend) und gleich auf die rechte Rheinseite hinüber nach Liechtenstein. Immer dem Rheindamm folgend, bis auf einen kleinen Abstecher zum Vaduzer Regierungssitz und Landtag, über denen das Fürstenschloss oben auf dem Felsen thront. Verblüffend, dass es daneben in einem so kleinen Reich auch noch Rathäuser braucht, aber am Geld fehlt es allem Anschein nach nicht: alles ist mit sehr edlen und blitzsauberen Oberflächen versehen, auch das auf den ersten Blick überdimensionierte „Logistikzentrum Liechtensteinische Post“ etwas außerhalb - andererseits: wenn man es nicht pro Einwohner, sondern pro Briefkasten betrachtet…
Während ich zwischen Schaan (FL) und Buchs (CH) hindurchfahre muss ich an einen gewissen Herrn P. aus Bonn bzw. Jouy-en-Josas bei Paris denken, den ich hier mal vor Urzeiten besucht habe und den ich in ein paar Wochen in M. wiederzutreffen hoffe. Und kurz darauf ist am späten Nachmittag das Liechtensteiner Rheinufer flussabwärts auch schon wieder zu Ende und es geht rechts weg nach Feldkirch zum super gelegenen Waldcamping, wo ich freundlich aufgenommen werde und ein schönes Plätzchen für meine Dackelgarage finde (Freikarten für das Abendspiel auf dem angrenzenden Fußballplatz inklusive).
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