28.04.2022
Mit der Schweizer Bahn nach Rätoromanien
Die letzten Tage waren dicht gepackt mit Dingen, die ich noch vor der Tour erledigt haben wollte, u.a. der Abschluss des Projekts mit meiner älteren Münchener Patentochter (die sich dabei übrigens hervorragend geschlagen hat) zum Umbau der Schubkästen einer früheren edlen Wohnwand zu rollbaren, maßgeschneiderten Unterbettkästen zur Vergrößerung und besseren Nutzbarkeit des Stauraums, der Bezug der zusammen mit einem Freund neu ausgebauten Bude in der WerkBox³, unserer offenen Werkstatt und diverser Schriftkram für mich selbst sowie für ein paar Klienten in der Sozialberatung. Aber jetzt ist fast alles à jour, die Packtaschen sind gepackt und es geht pünktlich los.
Die S-Bahn bringt mich gegen Mittag zum Hauptbahnhof. Von dort geht ein Schweizer Zug mit viersprachiger kompakter und präziser Ansage (über nichtscheppernde klar verständliche Lautsprechern - verblüffend, wie informativ solche Ansagen sein können) über Bregenz (wo kurz vor der Schweizer Landesgrenze italienisch und Französisch eingestellt wird - warum auch immer) nach St. Margrethen. Dort Umstieg Nr. 2 (und Ende der Pandemie), in Chur Umstieg Nr. 3 in die Rhätische Bahn.
Die Fahrt durch die Rheinschlucht ist spektakulär schön, schade, dass es keinen Radweg hindurch gibt und man mit anstrengenden Anstiegen weit oberhalb am Hang entlang fahren muss, aber immerhin sehe ich die wilden Felsformationen und vielen Prallhänge vom Zug aus. Hier scheinen die Alpen noch sehr jung zu sein und der Rhein noch mächtig an der Arbeit an seinem Bett.
Überall gute Fahrradstellplätze im Zug, freundliches Personal, solange ich der einzige Velofahrer bleibe keine Notwendigkeit, die Packtaschen abzuladen. Super! Lediglich in der Rhätischen Bahn sind die Türen sehr schmal und die Einstiege sehr hoch, der Fahrrad-Stellplatz ist blockiert, aber immerhin gibt es einen geräumigen Gepäckwaggon und der ausgesprochen freundliche junge Schaffner ist sehr vergesslich: aus dem in meinem Zielort Tavanasa wieder anfahrenden Zug heraus entschuldigt er sich, dass er mir nicht wie drei Stationen vorher versprochen beim Ausstieg geholfen hat, weil er gedacht habe, ich stiege erst in Trun aus, aber es hat ja auch so geklappt.
50 Meter vom Bahnhof liegt meine Unterkunft für die nächsten zwei Nächte - betrieben von einer Dortmunderin und ihrem Partner aus Montpellier, die früher bei Barcelona eine Finca betrieben haben, aber seit einigen Jahren den Stress gegen dieses überschaubare Haus („Crusch Alva“ - „zum weißen Kreuz“) in einer sehr ruhigen, landschaftlich reizvollen Gegend getauscht haben.
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