05.03.2022
Ein kleiner Abstecher zum Gardasee
Am Morgen gibt es ein gutes Frühstück und ein nettes Gespräch mit einem früheren Lkw-Fahrer, der Obst und Wein nach Deutschland exportiert hat, aber sich auch lokal genau auskennt und mir den besten Weg zum Gardasee genau beschreiben kann. Ein kurzer steiler Anstieg und dann fast eben über die Hügelkette hinweg und runter nach Bardolino.
Seine Beschreibung trifft zu, an einer Ecke muss ich trotzdem in die Karten-App schauen und werde von einem etwas älteren Rennradfahrer angesprochen, woher, wohin, wie cool etc. und erzählt mir dann, dass er vor ein paar Jahren zum Nordkap geradelt ist und ein anderes Mal die gesamte Küstenlinie Italiens entlang (Monaco, Sizilien, Triest - das nenne ich mal einen Giro d‘Italia). Allerdings ist mir bzw. meinem rechten Knie, das den Gegenwind nur bedingt gemocht hat, der Anstieg mit über 10% doch ein bisschen zu steil. Aber in 20 Minuten bin ich trotzdem oben und kann an einer Bäckerei in Rivoli Pause machen. Der Sohn des Inhabers ratscht mit mir sehr sympathisch, empfiehlt mir ein Restaurant (seiner Mutter) unten am See und gibt mir zum Abschied noch ein süßes Gebäck auf Kosten des Hauses mit. Schon der dritte sehr nette Kontakt heute - inzwischen klappt auch das durch Corona etwas eingerostete Italienisch wieder ganz passabel, das hilft natürlich auch.
Jetzt geht es auf zu einem der letzten großen Abenteuer für Radfahrer: die jedem, der mal da war, unvergesslichen Kreisverkehre von Affi! Und dann eine schöne Abfahrt runter nach Bardolino, wo ich gleich erlebe, wie wenig man am Gardasee die Radfahrer mag: alles Fußgängerzone, Rad-Schiebegebot, alles nachvollziehbar, weil Menschen und Massen dort zu Fuß unterwegs sind - es ist auch Sonntag. Ich gönne mir ein Eis, obwohl die Temperaturen das eigentlich überhaupt nicht hergeben, aber es ist zu verlockend und in der Tat sehr lecker.
Kurz drauf wird klar, dass die angedachte Runde um den See vermutlich nicht am See entlang läuft, sondern irgendwo auf der Landstraße, spätestens nachdem ich das Fahrrad ordnungsgemäß einen Kilometer am Strand entlanggeschoben habe (zur Straße alles durch Campingplätze im verrammelten Winterzustand undurchlässig) und dann dort (!) informiert werde, dass hier eine unpassierbare Baustelle beginnt - Bauzaun bis in den See rein, Fahrrad drüber werfen ist keine Option, also wieder zurück, diesmal ohne Beachtung der Schiebevorschrift. Was für Organisationskünstler hier am Werk sein müssen...
Trotzdem komme ich gut in meinem Hotel in Peschiera an, wo ich den Wert des Fahrradhelms besonders zu schätzen lerne: die Fahrradgarage ist so niedrig, dass man nur gebückt hineinkommt und einen der Helm vor Kopfschmerzen bewahrt.
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